Albert Schweitzer

Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 in Kaysersberg / Oberelsaß geboren. Nach dem Abitur beginnt er 1893 das Studium der Theologie, Philosophie, dazu Musiktheorie.

Er war nicht nur evangelischer Theologe sondern ein vielseitiger Mann. Der auch als Arzt, Musiker (Bachinterpret), Musikwissenschaftler, und Philosoph großes leistete.
Er promoviert 1898 sein 1. theologisches Examen, Musikunterricht bei Charles Marie Widor. 1899 Doktor der Philosophie in Berlin, 1900 Doktor der Theologie, 1902 Professor der Theologie in Strassburg (Paris) und wird 1903 Direktor des Stifts St. Thomas.
Durch Bach - Interpretation (Orgelwerke), sowie durch Werke über den Orgelbau machte er sich einen Namen.

Zu Pfingsten 1896 entschließt er sich, (nach seinem 30. Lebensjahr) Urwaldarzt zu werden. Er beginnt 1905 Medizin zu studieren, 1913 wird er Dr. der Medizien.
Er verfasst musikwissenschaftliche Schriften, u.a. über Johann Sebastian Bach, und schließt eine bedeutende theologische Arbeit, "Geschichte der Leben-Jesu-Forschung" ab.

1913 fährt er mit seiner Frau Helene zum ersten Mal nach Afrika und trifft am 16. April in Lambarene im afrikanischen Staat Gabun ein. Dort erbaute er als Missionsarzt ein Tropenkrankenhaus. Dieses finanzierte er durch Vortrags- und Konzertreisen. Für über ein halbes Jahrhundert wird das der Ort seines medizinischen und seelsorgerlichen Lebens sein.

Bei zahlreichen Europaaufenthalten hält er Vorträge, gibt Orgelkonzerte, nimmt Ehrungen entgegen.
1928 erhält er den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt a.M., 1951 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, 1953 (für 1952) den Friedensnobelpreis. Albert Schweitzer sammelt Gelder für den Auf- und Ausbau seines Urwaldkrankenhauses und eines Lepradorfes.

Seine ärztliche Tätigkeit bildete den Mittelpunkt seines Lebens und Wirkens. Er fuhr mit seinen musikwissenschaftlichen Studien fort und betätigte sich weiterhin als Theologe und Schriftsteller. Sein Leben stand unter dem Motto "Ehrfurcht vor dem Leben" (1915) nach dem er lebte und handelte.

Sein großes ethisches Engagement und seine zahlreichen Aufrufe für die Erhaltung des Friedens auf der Welt. In vielen Reden und Appellen wandte er sich schon in den fünfziger Jahren gegen die atomare Aufrüstung und beschwor die Welt, diese Waffen abzuschaffen, damit verhindert werde, dass die Menschheit durch eine weltweite Katastrophe sich selbst zerstöre.

Am 9. Dezember 1959 verlässt Schweitzer ein letztes Mal Europa in Richtung Gabun und verbringt dort die restlichen Jahre seines Lebens. Albert Schweitzer stirbt einige Monate nach der Feier seines 90. Geburtstages am 4. September 1965.

Zitate

Das Glück ist das einzige,
das sich verdoppelt, wenn man es teilt.
Das Verhängnis unserer Kultur ist,
daß sie sich materiell viel stärker entwickelt hat als geistig.
Als unverlierbaren Kinderglauben habe ich mir
den an die Wahrheit bewahrt.
Ich bin der Zuversicht,
daß der aus der Wahrheit kommende Geist stärker ist
als die Macht der Verhältnisse.
Das Mitgefühl mit allen Geschöpfen ist es
was Menschen erst wirklich zum Menschen macht.
Wer glaubt, ein Christ zu sein,
weil er die Kirche besucht, irrt sich.
Man wird ja auch kein Auto,
wenn man in eine Garage steht.
Ich bin Leben, das leben will,
inmitten von Leben, das leben will.
Zum höheren Leben gehört,
dass von ihm alles andere Leben miterlebt wird.
Alles Leben ist Geheimnis;
alles Leben ist Wert..
Das schönste Denkmal,
das ein Mensch bekommen kann,
steht in den Herzen der Mitmenschen.
Der Mensch beherrscht die Natur,
bevor er gelernt hat,
sich selbst zu beherrschen.
In der Hoffnung, den Mond zu erreichen,
vergißt der Mensch die Blumen,
die zu seinen Füßen blühen.
Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter.
Der Mensch beherrscht die Natur,
bevor er gelernt hat,
sich selbst zu beherrschen.
Jahre runzeln die Haut,
aber den Enthusiasmus aufgeben runzelt die Seele.
Niemand wird alt,
weil er eine bestimmte Anzahl von Jahren gelebt hat.
Menschen werden alt,
wenn sie ihre Ideale verraten.
Wer sich vornimmt,
Gutes zu wirken,
darf nicht erwarten,
daß die Menschen
ihm deswegen Steine aus dem Weg räumen,
sondern muß auf das Schicksalhafte gefaßt sein,
daß sie ihm welche draufrollen.
Keine Zukunft vermag gutzumachen,
was du in der Gegenwart versäumst.
Der moderne Mensch
wird in einem Tätigkeitstaumel gehalten,
damit er nicht zum Nachdenke
über den Sinn seines Lebens und der Welt kommt.
Bedürfnis nach Erkennen!
Suche zu ergründen alles,
was um dich herum ist,
gehe bis an die äußersten Grenzen
des menschlichen Wissens,
und immer stößt du zuletzt auf etwas Unergründliches
und dies Unergründliche heißt: Leben
"Wo Kraft ist, ist Wirkung von Kraft.
Kein Sonnenstrahl geht verloren.
Aber das Grün, das er weckt,
braucht Zeit zum Sprießen,
und dem Sämann ist nicht immer beschieden,
die Ernte mitzuerleben.
Alles wertvolle Wirken ist Tun auf Glauben."
Ethik ist ins Grenzenlose
erweiterte Verantwortung gegenüber allem,
was lebt.
"Als Kind hat jeder Mensch ein Sehnen
nach einem großen Glück,
das ihm das Leben bringen soll,
und nachher verlieren es die meisten Menschen,
weil sie ihr Sehnen auf kleine Erfolge
und Eitelkeiten einstellen
und lassen sich einreden,
das große Glück, nach dem sie sich sehnten,
sei eben nur ein Kindertraum gewesen,
statt dass sie sich sagen,
ich will es finden, nicht so wie ich es mir als Kind gedacht,
aber dennoch finden so, wie es sein muss."
"Viel Kälte ist unter den Menschen,
weil wir es nicht wagen,
uns so herzlich zu geben,
wie wir sind."
"Alle fehlen wir darin alltäglich,
dass wir Wohltaten und Freundlichkeiten aufschlucken
wie ein sandiger Boden das Wasser.
Das Bestreben, uns dankbar zu erweisen,
ist keine Triebkraft in unserem gewöhnlichen Leben."
Wir müssen aus dem Schlafe erwachen
und unsere Verantwortung sehen.

Wieviel Wasser fließt unterirdisch
und dringt nie als Quelle zur Erdkruste durch?
Wieviele Gedanken und Absichten schlummern in uns
und können doch nie die Schale unseres Herzens aufbrechen?
Versuchen wir jenes Wasser zu sein,
das als Quelle seinen Weg findet.

(Selbstzeugnisse, 1967, S. 56)

Gedanken

Wahrhaftigkeit

Wahrhaftigkeit ist das Fundament des geistigen Lebens. Durch seine Geringschätzung des Denkens hat unser Geschlecht den Sinn für Wahrhaftigkeit und mit ihm auch den für Wahrheit verloren. Darum ist ihm nur dadurch zu helfen, daß man es wieder auf den Weg des Denkens bringt. Es wird unbegreiflich bleiben, daß unser durch Errungenschaften des Wissens und Könnens so groß gewordenes Geschlecht so herunterkommen konnte, auf das Denken zu verzichten.
Die Philosophie gab den Zusammenhang mit dem im Menschen natürlich vorhandenen Suchen nach Weltanschauung preis und wurde zu einer Wissenschaft von der Geschichte der Philosophie. Das geistige und materielle Elend, dem sich unsere Menschheit durch den Verzicht auf das Denken und die aus dem Denken kommenden Ideale ausliefert, stelle ich mir in seiner ganzen Größe vor. Als unverlierbaren Kinderglauben habe ich mir den an die Wahrheit bewahrt.
Ich bin der Zuversicht, daß der aus Wahrheit kommende Geist stärker ist als die Macht der Verhältnisse. Finde ich Menschen, die sich gegen den Geist der Gedankenlosigkeit auflehnen und als Persönlichkeiten lauter und tief genug sind, daß die Ideale ethischen Fortschritts als Kraft von ihnen ausgehen können, so hebt ein Wirken des Geistes an, das vermögend ist, eine neue Gesittung in der Menschheit hervorzubringen.
Weil ich an die Kraft des Geistes und der Wahrheit vertraue, glaube ich an die Zukunft der Menschheit.

Erkennen

"Alles Wissen ist zuletzt Wissen vom Leben und alles Erkennen Staunen über das Rätsel des Lebens."

"Bedürfnis nach Erkennen! Suche zu ergründen alles, was um dich herum ist, gehe bis an die äußersten Grenzen des menschlichen Wissens, und immer stößt du zuletzt auf etwas Unergründliches ­ und dies Unergründliche heißt: Leben! Und dies Unergründliche ist so unergründlich, daß der Unterschied zwischen Wissend und Unwissend ein ganz relativer st."

"Das letzte Ergebnis des Erkennens ist also dasselbe im Grunde, was das Gebot der Liebe uns gebeut. Herz und Vernunft stimmen zusammen, wenn wir wollen und wagen, Menschen zu sein, die die Tiefe der Dinge zu erfassen suchen!"

Empfinden

"Das wahre Herz überlegt, und die wahre Vernunft empfindet"

"Ich kann nicht anders als Ehrfurcht haben vor allem, was Leben heißt, ich kann nicht anders als mitempfinden mit allem, was Leben heißt: Das ist der Anfang und das Fundament aller Sittlichkeit."

"Vernunft und Herz müssen miteinander wirken, wenn eine wahre Sittlichkeit zustande kommen soll. Darin liegt das Problem für alle allgemeinen Fragen der Sittlichkeit und für die Entscheide in den Dingen des täglichen Lebens..."

Liebe

"Nur wer Ehrfurcht vor dem geistigen Wesen anderer hat, kann andern wirklich etwas sein."

"Ein Mensch soll nicht in das Wesen des andern eindringen wollen... Nur wer Ehrfurcht vor dem geistigen Wesen anderer hat, kann andern wirklich etwas sein.

Darum meine ich, daß sich auch keiner zwingen soll, mehr von seinem inneren Leben preiszugeben, als ihm natürlich ist. Wir können nicht mehr, als die andern unser geistiges Wesen ahnen lassen und das ihrige ahnen.

Das einzige, worauf es ankommt, ist, daß wir darum ringen, daß Licht in uns sei. Das Ringen fühlt einer dem andern an, und wo Licht in den Menschen ist, scheint es aus ihnen heraus. Dann kennen wir uns, im Dunkel nebeneinander hergehend, ohne daß einer das Gesicht des andern abzutasten und in sein Herz hineinzulangen braucht."

Dank

"...Tatsache (ist), daß so viele Menschen mir etwas gaben oder etwas waren, ohne daß sie es wußten... Sie sind in mein Leben getreten und Kräfte in mir geworden..."

Vieles, was an Sanftmut, Gütigkeit, Kraft zum Verzeihen, Wahrhaftigkeit, Treue, Ergebung in Leid unser geworden ist, verdanken wir Menschen, an denen wir solches erlebt haben...

Ein Leben gewordener Gedanke sprang wie ein Funke in uns hinein und zündete... So hat jeder von uns in tiefem Danke derer zu gedenken, die Flammen in ihm entzündet haben."

Kraft

"Alle Tatsachen sind Wirkung von geistiger Kraft"

"Das große Wissen ist, mit den Enttäuschungen fertig zu werden. Alle Tatsachen sind Wirkung von geistiger Kraft; die erfolgreichen von Kraft, die stark genug ist, die erfolglosen von Kraft, die nicht stark genug ist.

Wo Kraft ist, ist Wirkung von Kraft. Kein Sonnenstrahl geht verloren. Aber das Grün, das er weckt, braucht Zeit zum Sprießen, und dem Sämann ist nicht immer beschieden, die Ernte mitzuerleben. Alles wertvolle Wirken ist Tun auf Glauben."

Hoffen

Albert Schweitzer an seine Frau Helene (Auszug):

"Das Ziel, auf das von jetzt bis in alle Zukunft der Blick gerichtet bleiben muß, ist, daß die Entscheidung in völkerentzweienden Fragen nicht mehr Kriegen überlassen bleibt, sondern friedlich gefunden werden muß..."

Rede: "Mein Wort an die Menschen"

Ich rufe die Menschheit auf zur Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Ethik macht keinen Unterschied zwischen wertvollerem und weniger wertvollem, höherem und niederem Leben. Sie lehnt eine solche Unterscheidung ab. Denn der Versuch, allgemeingültige Wertunterschiede zwischen den Lebewesen anzunehmen, läuft im Grunde darauf hinaus, sie danach zu beurteilen, ob sie uns Menschen nach unserem Empfinden näher oder ferner zu stehen scheinen. Das aber ist ein ganz subjektiver Massstab. Wer von uns weiss denn, welche Bedeutung das andere Lebewesen an sich und im Weltganzen hat? Die Konsequenz dieser Unterscheidung ist dann die Ansicht, dass es wertloses Leben gebe, dessen Vernichtung oder Beeinträchtigung erlaubt sei. Je nach den Umständen werden dann unter wertlosem Leben Insekten oder primitive Völker verstanden.

Die unmittelbare Tatsache im Bewusstsein des Menschen lautet: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."

Diese allgemeine Bejahung des Lebens ist eine geistige Tat, in der der Mensch aufhört dahinzuleben, in der er vielmehr anfängt, sich seinem Leben mit Ehrfurcht hinzugeben, um ihm seinen wahren Wert zu geben. Der auf diese Weise denkend gewordene Mensch erlebt zugleich die Notwendigkeit, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen. So erlebt er das andere Leben in dem seinen.

Als gut gilt ihm alsdann: "Leben zu erhalten und zu fördern, entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert zu bringen."

Als böse gilt ihm nun: "Leben schädigen oder vernichten, entwickelbares Leben in der Entwicklung hindern."

Dies ist das absolute und denknotwendige Grundprinzip des Sittlichen. Durch die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben kommen wir in ein geistiges Verhältnis zur Welt.

In meinem Leben habe ich immer versucht, in meinem Denken und Empfinden jugendlich zu bleiben, und habe stets von neuem mit den Tatsachen und meiner Erfahrung um den Glauben an das Gute und Wahre gerungen.

In dieser Zeit, in der Gewalttätigkeit sich hinter der Lüge verbirgt und so unheimlich wie noch nie die Welt beherrscht, bleibe ich dennoch davon überzeugt, dass Wahrheit, Friedfertigkeit und Liebe, Sanftmut und Gütigkeit die Gewalt sind, die über aller Gewalt ist. Ihnen wird die Welt gehören, wenn nur genug Menschen die Gedanken der Liebe und des Wahrheit, der Sanftmut und der Friedfertigkeit rein und stetig genug denken und leben.

Alle gewöhnliche Gewalt in dieser Welt schafft sich selber eine Grenze, denn sie erzeugt eine Gegengewalt, die ihr früher oder später ebenbürtig oder überlegen sein wird.

Die Gütigkeit aber wirkt einfach und stetig. Sie erzeugt keine Spannungen, durch die sie sich selbst aufhebt, sondern sie entspannt die bestehenden Spannungen, sie beseitigt Misstrauen und Missverständnisse Indem sie Gütigkeit weckt, verstärkt sie sich selber. Deshalb ist sie die zweckmässigste und intensivste Kraft. Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, das arbeitet an den Herzen der Menschen und an ihrem Denken.

Unsere törichte Schuld ist, dass wir nicht ernst zu machen wagen mit der Gütigkeit. Wir wollen immer wieder die grosse Last wälzen, ohne uns dieses Hebels zu bedienen, der unsere Kraft verhundertfachen kann.

Eine unermesslich tiefe Wahrheit liegt in dem Worte Jesu: "Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen."

Die Ehrfurcht vor dem Leben gebietet uns, den hilfsbedürftigen Völkern in der Welt Hilfe zu bringen. Den Kampf gegen die Krankheiten, von denen diese Völker bedrängt sind, hat man fast überall zu spät begonnen. Letzten Endes ist alles, was wir den Völkern der früheren Kolonien Gutes erweisen, nicht Wohltat, sondern es ist unsere Sühne für das Leid, das wir Weissen von dem Tage an über sie gebracht haben, da unsere Schiffe den Weg zu ihren Gestaden fanden. Es muss dahin kommen, dass Weiss und Farbig sich in ethischem Geist begegnen. Dann erst wird eine echte Verständigung möglich sein, an der Schaffung dieses Geistes zu arbeiten, heisst zukunftsreiche Politik treiben.

Wer durch menschliche Hilfe aus schwerer Not oder Krankheit gerettet wurde, der soll mithelfen, dass die, die heute in Not sind, einen Helfer bekommen, wie er einen hatte. Dies ist die Bruderschaft der vom Schmerz Gezeichneten. Ihr obliegt das menschliche und ärztliche Humanitätswerk bei allen Völkern. Aus den Gaben der Dankbarkeit soll dieses Werk getan werden. Ich will glauben, dass sich genug Menschen finden werden, die sich zu Opfern der Dankbarkeit erbitten lassen werden für die, die jetzt in Not sind.

Die Not aber, in der wir bis heute leben, ist die Gefährdung des Friedens. Zurzeit haben wir die Wahl zwischen zwei Risiken. Das eine besteht in der Fortsetzung des unsinnigen Wettrüstens in Atomwaffen und der damit gegebenen Gefahr des Atomkrieges, das andere im Verzicht auf Atomwaffen und in dem Hoffen, dass Amerika, die Sowjetunion und die mit ihnen in Verbindung stehenden Völker es fertigbringen werden, in Verträglichkeit und Frieden nebeneinander zu leben.

Das erste Risiko enthält keine Möglichkeit einer gedeihlichen Zukunft. Das zweite tut es. Wir müssen das zweite wagen. Die Theorie, man könnte den Frieden dadurch erhalten, dass man den Gegner durch atomare Aufrüstung abschreckt, kann für die heutige Zeit mit ihrer so gesteigerten Kriegsgefahr nicht mehr in Betracht gezogen werden. Das Ziel, auf das von jetzt bis in alle Zukunft der Blick gerichtet bleiben muss, ist, dass völkerentzweiende Fragen nicht mehr durch Kriege entschieden werden können. Die Entscheidung muss friedlich gefunden werden.

Ich bekenne mich zu der Überzeugung, dass wir das Problem des Friedens nur dann lösen werden, wenn wir den Krieg aus einem ethischen Grund verwerfen, nämlich weil er uns der Unmenschlichkeit schuldig werden lässt.

Ich habe die Gewissheit, dass der Geist in unserer Zeit ethische Gesinnung zu schaffen vermag. Deshalb verkünde ich diese Wahrheit in der Hoffnung, dass sie nicht als eine Wahrheit beiseite gelegt werde, die sich in Worten gut ausnimmt, für die Wirklichkeit aber nicht in Betracht kommt.

Mögen die, welche die Geschicke der Völker in Händen haben, darauf bedacht sein, alles zu vermeiden, was die Lage, in der wir uns befinden, noch schwieriger und gefahrvoller gestalten könnte.

Mögen sie das wunderbare Wort des Apostels Paulus beherzigen: "Soviel an euch liegt, habt mit allen Menschen Frieden!"

Es gilt nicht nur den einzelnen, sondern auch den Völkern.

Mögen sie im Bemühen um die Erhaltung des Friedens miteinander bis an die äusserste Grenze des Möglichen gehen, damit dem Geiste der Menschlichkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben zum Erstarken und zum Wirken Zeit gegeben werde.



Monika Hubl-Moussa

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